Zu Besuch in der Windpark-Gemeinde Bischoffen

„Würden Sie so etwas noch einmal machen? Jetzt, wo Sie erlebt haben, wie aufreibend und schwierig das alles ist?“ „Auf jeden Fall!“ Die Rede ist hier von den Windkraftanlagen in Bischoffen, Bad Endbach und Siegbach. Geladen hatte der Bürgermeister von Bischoffen, Ralph Venohr, und gekommen war eine Delegation von Abgeordneten der Grünen-Kreistagsfraktion nebst Vorstand, die Fraktionsvorsitzende der Bischoffener Grünen, Carmen Zühlsdorf-Gerhard und Klaus Quecke, der für die Grünen im Ortsbeirat sitzt. Peter Schneider, Hauptamtsleiter der Gemeinde Bischoffen, stand als Fachmann zur Seite und machte eine Besichtigung der Windkraftanlagen möglich.Bürgermeister Venohr berichtete ausführlich von Planung und Bau der Windräder, die sich über fünf Jahre erstreckten. Die Geschichte von der Antragstellung bis zur Realisierung und Inbetriebnahme klang abenteuerlich, von Auflagen über Gutachten zu Standort und Technik, und natürlich nicht zu vergessen: Der Naturschutz. Dieser liegt ja den Grünen ganz besonders am Herzen, aber dass man 18 künstliche Höhlen in alten Baumbeständen für Fledermäuse anlegen und etliche Stollen vergittern lassen muss, um ihnen die Ansiedlung und Vermehrung möglichst leicht zu machen, fanden auch diese Kommunalpolitikerinnen und -politiker bemerkenswert. Ebenso die Auswirkung der Sichtung eines Schwarzstorches während der Planungsphase: Man fand zwar letztlich keinen Horst oder irgendeinen Hinweis darauf, dass dieser Vogel sich auch zur Brut in der Gegend aufhalten könnte, baute aber entsprechend den Auflagen drei künstliche Horste und etliche künstliche Wassertümpel (Kolken), um auch dieser Tiergattung die Ansiedlung leicht zu machen. Auf die Frage, wie er die Argumente der Windkraftgegner bewerte, die von Nichtverwertbarkeit der gewonnenen Energie sprächen oder von gesundheitlichen Beeinträchtigungen, antwortete Venohr mit großer Gelassenheit: Das „Gesetz für den Vorrang Erneuerbarer Energien“ (EEG) regele den vorrangigen Anschluss von Anlagen zur Erzeugung von Strom aus Erneuerbaren Energien an die Netze für die allgemeine Versorgung mit Elektrizität und die vorrangige Abnahme, Übertragung, Verteilung und Vergütung dieses Stroms durch die Netzbetreiber. Dass weiter verstärkt an der Entwicklung von Speichertechnologie und intelligenten Verteilsystemen gearbeitet werden müsse, verstehe sich von selbst. Zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen betonte er, dass bisher erst eine Beschwerde eines Anwohners aus Siegbach über Lärmbelästigungen vorliege und dass der von Windenergieanlagen ausgehende Infraschall, der übrigens weit geringer sei als etwa der von Autoverkehr, nach einer Studie des Hessischen Landesamtes für Umwelt und Geologie schon im Abstand von einigen hundert Metern nicht mehr messbar sei. Dass es so wenig Beschwerden und eine so große Bereitschaft in allen drei beteiligten Gemeinden gab, das Windpark-Projekt in der Lahn-Dill-Bergland-Mitte GmbH zu verwirklichen, habe sicherlich auch daran gelegen, dass man von Anfang an Bürgerinnen und Bürger „mitgenommen“ und etliche Informationsveranstaltungen sowie Ortstermine durchgeführt habe. Da den Bürgermeistern und Gemeinderätinnen und -räten selbstverständlich das Wohl ihrer Bürgerinnen und Bürger am Herzen liege, habe man besonderes Augenmerk auf die Wahl der Standorte gelegt und z.B. die Rotorblätter mit neuartigen „Hinterkantenkämmen“ ausgerüstet, die die Flügelgeräusche deutlich reduzierten. Zudem habe man es geschafft, die Wertschöpfung nicht auswärtigen Investoren zu überlassen, vielmehr würden vor allem die beteiligten Gemeinden von den Erträgen und Gewinnen profitieren. Insgesamt betrachtet Ralph Venohr, Bürgermeister von Bischoffen, den Windpark der drei Gemeinden Bischoffen, Bad Endbach und Siegbach als Erfolgsgeschichte.

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