Rede zu steigenden Wolfszahlen im LDK

 

Rede zu steigenden Wolfszahlen im LDK (Antrag der CDU) in der Zusatzsitzung am 15.05.2023, gehalten von Martina Klement, Bündnis 90/ Die Grünen, Fraktionsvorsitzende und Mitglied des Kreistages. Die Sitzung wurde aufgezeichnet und auf Youtube veröffentlicht. 

 

Sehr geehrter Herr Vorsitzender,
sehr geehrte Damen und Herren!

 

Zunächst einmal zur Länge des Antrags. Derart umfangreiche Anträge sind in der Vergangenheit stets wegen ihrer Länge zurückgewiesen worden. Gelten für die CDU jetzt Sonderregeln?

Steigende Wolfszahlen im LDK – darüber können wir uns freuen! Der Wald brauch den Wolf, die Verbissschäden an den jungen Bäumen zeigen ganz deutlich, dass der Wald Hilfe braucht. Die Jäger schaffen es bei weitem nicht, die Schwarz- und Rotwildzahlen auf ein verträgliches Maß zu reduzieren. Und da ist der Wolf eine wichtige Hilfe.

Allerdings: Wir müssen die berechtigten Sorgen der Landwirte ernst nehmen. Wir müssen einen Weg finden, mit dem Wolf zu leben. Die Landwirte müssen in die Lage versetzt werden, ihre Tiere zu schützen. Schafe, Ziegen und Rinder dürfen auf gar keinen Fall als gut erreichbare Nahrung für den Wolf präsentiert werden. Der Herdenschutz muss sehr ernst genommen und gefördert werden. Da ist es sicherlich sinnvoll den LDK als Wolfpräventionsgebiet einzustufen. Die AG Wolf, die mit dem Ministerium zusammenarbeitet, hat sogar vorgeschlagen, ganz Hessen zum Präventionsgebiet zu erklären. Dieser Vorschlag wird derzeit vom Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie fachlich geprüft und bewertet, so die zuständige Ministerin Priska Hinz.

So viel Zustimmung. Den Rest von Ihrem Antrag kann man nur ablehnen.

Ich habe den Antrag Priska Hinz vorgelegt und sie hat ihn vollständig zerlegt. Entweder macht man das bereits oder es ist rechtswidrig oder es ist schlicht überflüssig.

Sie sitzen mit 2 Landtagsabgeordneten in der hessischen Koalition und klären solche Dinge nicht im Vorfeld! Dürftig.

Mit einem solchen Antrag schüren Sie Ängste. Sie lassen den Eindruck entstehen, dass nichts getan wird. Wahlkampf. Populismus.

Und damit stehen Sie nicht allein. Da lese ich in meiner Zeitung: „Die naive Wolfsliebe, wie sie im 7. Stock des hessischen Umweltministeriums gepflegt wird, geht an der Realität vorbei und nimmt die berechtigten Sorgen der Menschen nicht ernst.“ Zitat Dr. Büger in der Ausgabe vom 30.01.2023.

Sie bedienen ahnungslos oder wider besseren Wissens (beides nicht gut), sämtliche Vorurteile, die man Grünen gegenüber haben kann. Und das wo Sie in Wetzlar und im LDK die Grünen als Koalitionspartner haben. Wenig hilfreich und billiger Wahlkampf.

Dann die Aussage, dass die Zahl der Wölfe exponentiell wächst und sich aktuell alle drei Jahre verdoppelt. Von FDP und CDU verbreitet. Da entsteht dann der Eindruck, dass das dann immer so weiter geht und Ängste werden geschürt. Unverantwortlich! – Es wird bei den Wolfszahlen kein exponentielles Wachstum geben. Der Wolf hat zwar keine natürlichen Feinde, aber die Natur weiß sich da zu helfen. Krankheiten werden die Wolfszahlen auf ein verträgliches Maß reduzieren.

Es wird versucht, die Angst vor dem Wolf zu verstärken, um damit bei der kommenden Landtagswahl im September zu punkten, so der BUND. Und eine weitere Aussage des BUND: Die Diskussionen vor Ort sind fast immer hochemotional und es äußern sich zu viele Menschen, die Sorgen haben und zu wenige, die Sachverstand besitzen.

Und Sie machen da fleißig mit. Sie schreiben in Ihrem Antrag von einer Gefahr für Waldkindergärten! Nach allen bisherigen Erkenntnissen und Erfahrungen der letzten Jahrzehnte gibt es in ganz Mitteleuropa keine Hinweise darauf, dass von Wölfen eine besondere Gefahr für Waldkindergärten ausgeht. Angriffe aus früheren Jahrhunderten lassen sich zum größten Teil auf tollwütige Wölfe zurückführen oder Rotkäppchen. Deutschland ist in Folge der Ausbringung von Impfködern seit 2008 tollwutfrei und letzteres ist ein Märchen.

Ein „Problemwolf“ kann bejagt werden, aber nicht von jedem. Und das ist gut so.

FAZIT:

Wir sind froh, dass der Wolf sich hier wieder ansiedelt und wir können und wollen mit ihm leben.

Wir brauchen einen bezahlbaren und wirkungsvollen Herdenschutz. Die Landesregierung ist da in der Verantwortung und wird die bisherige Unterstützung an steigende Wolfszahlen anpassen. Insofern rennen wir mit unserem Antrag offene Türen ein.

Wir werden den Antrag der CDU ablehnen und bitten um Zustimmung zum Antrag der Koalition.

 

Martina Klement

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