Stellungnahme der grünen Kreistagsfraktion zum Thema „Anschaffung von mobilen Luftfiltern“

Foto: raychan/ unsplash

Die Anschaffung von mobilen Luftfiltern ist ein wichtiges Thema, welches uns als Fraktion bereits lange und intensiv beschäftigt. Bereits zu Beginn der Pandemie haben wir uns mit einer möglichen Anschaffung intensiv auseinandergesetzt. Da aktuell über dieses Thema, insbesondere in den sozialen Netzwerken aber auch in den Schulgemeinden, stark diskutiert wird, möchten wir hier einige Informationen und die Grundlagen unserer Entscheidungen darlegen:

Wir haben im Kreis laut Bauabteilung insgesamt 3043 Klassenräume. Diese Räume wurden in den letzten Monaten alle so hergerichtet, dass sie vollständig durch Fenster belüftet werden können. Die letzten Räume wurden im September umgebaut, davor wurden sie nicht genutzt.

Das Stoßlüften wird von allen Behörden, Institutionen und Expert*innen als die wirksamste Maßnahme angesehen, um die Virenlast in Räumen zu senken. Stoßlüften bedeutet, dass alle 20 Minuten ein Durchzug hergestellt werden soll und bei den aktuellen Temperaturen reichen drei Minuten vollkommen aus, um einen Luftaustausch herzustellen. In diesen drei Minuten wird ein Luftaustausch hergestellt, der 90% der Viren aus dem Raum vertreiben soll. Mobilen Luftfiltern wird eine ähnliche Effizienz zugeschrieben, wenn sie als Ergänzung zum Lüften aufgestellt werden. Das heißt, es gibt offenbar keinen (oder nur sehr geringen) Mehrwert mobiler Filter als Ergänzung zum Lüften.

Der aktuellen Diskussion liegt in unseren Augen ein großer Trugschluss zugrunde: Es wird angenommen, durch mobile Luftfilter müsste in Klassenräumen nicht mehr gelüftet werden. Diese Annahme ist schlicht falsch! Mobile Luftfilteranlagen ersetzen das Lüften nicht! Es ist ganz klar, dass trotz mobiler Luftfilter weiterhin alle 20 Minuten für drei Minuten gelüftet werden muss. Auch hier sind sich bislang alle Menschen mit entsprechender Expertise einig. Selbst die hiesige CDU muss dies mittlerweile einräumen.

Zwischenfazit: Auch mit mobilen Luftfiltern muss gelüftet werden! Um übermäßige Kälte zu verhindern, muss zielführend gelüftet werden. Eine Dauerlüftung durch die Fenster ist hinsichtlich des Luftaustauschs kontraproduktiv, da es diesen verhindert. Zudem wird es so tatsächlich zu kalt und die Schüler*innen und Lehrer*innen frieren. Kurze Lüftungsintervalle sind deutlich effektiver und verhindern große Temperaturabfälle.

Die Kreisverwaltung hat, auch auf unser Drängen, eine Ausschreibung gemacht, in der verschiedene Kriterien benannt wurden, welche die Filter haben müssen. Auf diese Ausschreibung gab es KEIN Angebot, das die Kriterien erfüllen konnte. Das Problem ist, dass die Geräte entweder zu wenig Lüftungsleistung haben oder viel zu laut sind (Grenzwerte sind hier die Arbeitsschutzbedingungen für Lehrkräfte, für Schüler*innen gibt es so etwas nicht).

Die Geräte übersteigen die Grenzen um das Zweifache!

Zudem gibt es u.a. laut Aussage unseres Gesundheitsamtes und diversen Presseveröffentlichungen (zuletzt u.a. Süddeutsche Zeitung vom 14.10.2021) keine hinreichenden Belege, dass durch mobile Luftfilteranlagen die Virenlast gesenkt wird.

Zwischenfazit: Es gibt aktuell keine mobilen Luftfilter, welche die Anforderungen für Schulen erfüllen. Entweder sind die verfügbaren Geräte nicht effektiv oder sie sind zu laut.

Jetzt wird immer wieder eingeworfen, dass Land und Bund Fördermittel freigegeben hätten.

Ja, das ist auch richtig. Allerdings können diese nur unter bestimmten Voraussetzungen abgerufen werden. Eine Bedingung ist, dass die Räume sich nicht vollständig lüften lassen. Solche Räume haben wir allerdings nicht. Also bekommen wir keinen Cent Fördermittel. Und auch Bund und Land machen mit den Fördervoraussetzungen klar, dass das Lüften das zentrale Instrument ist.

Zwischenfazit: Der Vorwurf, wir würden auf die Fördermittel verzichten, diese gar verschenken, ist falsch. Dank der bisherigen Maßnahmen stehen uns keine Fördermittel für mobile Luftfilter zu.

Was hinsichtlich der Reduzierung der Lüftungsleistung wirklich hilft, wären sog. raumlufttechnische Anlagen, die fest in den Gebäuden installiert sind und für einen kompletten Luftaustausch sorgen. Auch diese werden aktuell gefördert, allerdings nur für Klassenräume, in denen die Kinder unter 12 Jahren alt sind. Bei diesen muss nicht mehr gelüftet werden und sie sind leise. Wir haben in „neueren“ bzw. sanierten Schulen diese bereits vor Corona verbaut und mittlerweile einige, dort wo es ging, nachgerüstet. Bislang haben 781 Räume diese Anlagen. Bis wir alle Räume damit ausgestattet haben, wird es aber dauern. Wir haben einen Beschluss des Kreistages, dass dies in den nächsten fünf Jahren passieren soll. Das hilft uns aktuell nichts, alles andere wäre aber unrealistisch, da dies mitunter nur mit riesigem baulichem Aufwand bewerkstelligt werden kann und der Markt aufgrund der großen Nachfrage sehr angespannt ist.

Zwischenfazit: Festverbaute Luftfilteranlagen helfen und wurden bereits überall, wo es möglich war, verbaut. Sie können aber keine kurzfristige Lösung sein, da der Einbau Zeit benötigt. Der Eindruck, wir würden dies verzögern, ist falsch. Wir haben einen realistischen Plan, wonach unsere Grundschulen in den nächsten fünf Jahren diese Anlagen erhalten.

Die Entscheidung, keine mobilen Luftfilteranlagen anzuschaffen, ist eine unpopuläre Einstellung und es wäre für uns als Koalition politisch einfacher gewesen, dem Druck nachzugeben. Aber die Fakten sprechen nun mal dagegen.

Mobile Luftfilter sind die vermeintlichen Heilsbringer gegen Lüften – das ist aber schlicht falsch. Bitte lassen Sie sich, auch als Eltern, nicht vor diesen Karren spannen.

Es steht aber fest, das haben wir, der Landrat und der Schuldezernent öffentlich klar gemacht: wenn es vernünftige Produkte gibt, die helfen und nicht zu laut sind, werden wir sie kaufen, auch ohne Förderung (Außerdem werden diesbezüglich die zwei Millionen Euro, die von der CDU beantragt wurden, bei weitem nicht ausreichend sein). Wir verschließen uns nicht, die Schulen in den schwierigen Zeiten zu unterstützen und evaluieren fortlaufend unsere Entscheidungen.


Quellen:

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