Kostenlose Menstruationsprodukte I

Foto: Pixabay / SouthernSun

Rede zum TOP 14 „Kostenlose Menstruationsprodukte“ in der 8. Kreistagssitzung am 28.03.2022, gehalten von Carmen Zühlsdorf-Gerhard, stellvertretende Fraktionsvorsitzende Bündnis 90/ Die Grünen, Mitglied des Kreistages.

Herr Kreistagsvorsitzender,
meine Damen und Herren,

wir Frauen sprechen normalerweise nicht über unsere Menstruation. Sie ist tabu. Weltweit mit Scham besetzt und zum Teil auch mit Ausgrenzung verbunden. Noch vor 150 Jahren setzte die Periode bei jungen Frauen erst mit rund 17 Jahren ein. Sie waren längst aus der Schule, im Beruf oder bereits verheiratet und Mütter.

Heute haben junge Mädchen ihre erste Regelblutung durchschnittlich fünf Jahre früher, sie bluten bereits im Alter von 9 – 14 Jahren zum ersten Mal (etwa 12 % vor dem 11. Lebensjahr, siehe: Studie des British Medical Journal). Sie gehen allesamt noch in die Schule, gemeinsam mit ihren Kameraden. Und oft schämen sich junge Mädchen für ihre Periode. Denken Sie an ihre Töchter.

In unseren Schulen werden Seifenspender, Desinfektionsmittel, Papierhandtücher, Toilettenpapier kostenfrei zur Verfügung gestellt. Über Menstruationsartikel wurde bisher überhaupt nicht nachgedacht. Aber Menstruationsartikel gehören zum Grundbedarf für Mädchen und Frauen. Sie zählen ebenso wie Toilettenpapier zu den Hygieneartikeln. Bei Kindern – vor allem in der Pubertät – ist die Periode noch nicht planbar. Es wird ihnen viel Druck, Scham und Peinlichkeit ersparen, wenn in den Schultoiletten entsprechende Produkte und Informationen bereitgestellt werden.

Das wäre wichtiger Beitrag zur Ent-Stigmatisierung und Ent-Tabuisierung der Periode da die Kinder, und zwar alle Kinder von Beginn ihrer Schullaufbahn an mit dem Thema vertraut gemacht werden. In Damentoiletten sollten kostenfreie Menstruationsartikel eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein.

Haben sie schon einmal von Periodenarmut gehört? Es ist gar nicht so selten, dass sich die Mädchen die benötigten Hygieneartikel nicht leisten können. Sie bleiben dem Unterricht – und nicht nur dem Sportunterricht fern, sie improvisieren, näher möchte ich an dieser Stelle nicht darauf eingehen.

Frauen geben pro Jahr viel Geld für Menstruationsartikel aus, Studien reden hier von durchschnittlich jährlich ca. 500 € für Tampons, Binden, Slipeinlagen, Wäscheschutz, Schmerzmittel usw. Etwa 40 Jahre lang. Im Laufe unseres Lebens sind dies rund 20.000 €. Ist Menstruation also ein Luxus? Nein, es ist eine naturgegebene Selbstverständlichkeit.

Die Bereitstellung, d.h. die Verfügbarkeit sagt aus: „Es ist normal einmal im Monat zu bluten!“ Das gesellschaftliche Tabu der Menstruation wird dadurch gebrochen!

Erfahrungen aus Wiesbaden und inzwischen auch vielen anderen Städten haben gezeigt, dass mit mtl. Kosten von etwa 0,10 € pro Schüler*in zu rechnen sei, dazu kommen die einmaligen Anschaffungskosten des Spenders von aktuell 180 Euro. Das sollte es uns doch wert sein.

Daher stellen wir folgenden Änderungs-Antrag:

Der KA möge prüfen, ob und wie in den Damentoiletten der Schulen des LDK, Menstruationsartikel kostenlos zur Verfügung gestellt werden können. Hierfür wird jeweils eine Grundschule, eine Mittelstufen- und eine Oberstufenschule für 6 Monate als Pilotprojekt gewählt und anschl. evaluiert.

Vielen Dank.

Hinweis: Es handelt sich bei dieser Rede um die Niederschrift einer im Kreistag gehaltenen Rede. Es gilt das gesprochene Wort.

Artikel kommentieren

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Mit der Nutzung dieses Formulars erklären Sie sich mit der Speicherung und Verarbeitung Ihrer Daten durch diese Website einverstanden. Weiteres entnehmen Sie bitte der Datenschutzerklärung.