Dem dritten Reich fielen über 40 Millionen Menschen zum Opfer. Der Verein „Wetzlar erinnert e.V.“ lässt Gedenktafeln errichten, um an diese dunkle Zeit zu erinnern. Es geht nicht um Schuld, es geht um die Erinnerung an das, was Menschen anderen Menschen angetan haben. Nie wieder soll ein solcher Unrechtsstaat in Deutschland entstehen, die Erinnerung daran darf nicht verblassen.
Elsie Kühn-Leitz wurde am 10.9.1943 nach einem Verhör im Aldefeldschen Haus verhaftet. Ihr wurde Fluchthilfe für eine Jüdin und „übertriebene Humanität gegenüber den Ostarbeiterinnen“ vorgeworfen. Elsie Kühn-Leitz kam in das berüchtigte Frankfurter Gefängnis in der Klapperfeldstraße. Sie überlebte ihre Gefangenschaft und schrieb ihre Erinnerungen nieder. Die Gestapo war eines der wichtigsten Herrschaftsinstrumente des Naziregimes, diente der Überwachung der Bevölkerung und der Verfolgung politischer Gegner, wobei Verhöre und Folter an der Tagesordnung waren. Jüdinnen und Juden, als „Gemeinschaftsfremde“ definiert, und „Asoziale“ wie Sinti und Roma, wurden gnadenlos verfolgt. Durch Elsie Kühn-Leitz haben wir heute einige Kenntnisse über die Vorgänge in diesem ehemaligen Gestapohaus.
Am Mittwoch, dem 27. Oktober 2021 wurde eine Tafel an der Kreuzung Haarbach- Ecke Hausertorstraße enthüllt. Sie soll an die Gestapo-Außenstelle Frankfurt im Aldefeldschen Haus in Wetzlar erinnern. Vor etwa 55 Teilnehmern schilderte Ernst Richter, Vorsitzender des Vereins „Wetzlar erinnert e.V.“, auf beeindruckende Weise die Tragik dieser Zeit. Anschließend redeten der Oberbürgermeister Manfred Wagner und der Geschäftsführer der WWG Harald Seipp als heutiger Besitzer des Hauses. Dr. Oliver Nass, Vorsitzender der Ernst Leitz Stiftung, kam aus Paris angereist und erinnerte eindrucksvoll an seine Großmutter Elsie Kühn-Leitz mit Zitaten aus ihren Erinnerungen. Am Ende ihres Verhörs sagte sie:
Ich habe mich vielleicht gegen ein von Menschen aufgestelltes Gesetz vergangen, aber niemals gegen das göttliche Gesetz, denn vor Gott sind alle Menschen gleich, ob Juden, Christen oder Heiden. Das Gesetz der Menschlichkeit hat mich zu diesem Tun veranlasst. Ich habe nichts zu bereuen.Elsie Kühn-Leitz
Das Gesetz der Menschlichkeit bleibt auch der Maßstab für unser heutiges und zukünftiges Handeln, das macht uns zum Menschen.
(Text von Dr. Heidi Bernauer-Münz)

Foto: Klaus Hugo und Dr. Heidi Bernauer-Münz vor der Gedenktafel an der Kreuzung Haarbach- Ecke Hausertorstraße in Wetzlar. (© Jakob Schmidt)
Kommentar verfassen
Verwandte Artikel
Weltwassertag – „Unser Grundwasser: der unsichtbare Schatz“
Ohne Wasser kein Leben. Seit 1992 rufen die Vereinten Nationen am 22. März zum Weltwassertag auf. Sie wollen uns daran erinnern, wie besonders und lebenswichtig Wasser als Ressource ist….
Weiterlesen »
Ukraine – Gespräch mit Omid Nouripour MdB und Siegfried Bogdanski
Der Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen Omid Nouripour sprach am Dienstagabend in einer Online-Veranstaltung über den Krieg in der Ukraine. Danach konnten die Teilnehmenden Fragen stellen. Beschlossen wurde die Veranstaltung…
Weiterlesen »
Einladung zur Veranstaltung „Ukraine: Im Gespräch mit Omid Nouripour, MdB, und Siegfried Bogdanski“
Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Interessierte, der russische Angriffskrieg in der Ukraine macht uns alle sprach- und fassungslos und wirft zahlreiche Fragen auf. Aus diesem Grund möchten wir…
Weiterlesen »