Rede zur „Schließung der Geburtenstation in Dillenburg“ in der 10. Kreistagssitzung am 18.07.2022, gehalten von Martina Klement, Fraktionsvorsitzende Bündnis 90/ Die Grünen, Mitglied des Kreistages.
Sehr geehrter Herr Vorsitzender,
sehr geehrte Damen und Herren!
Eine Schwangerschaft ist keine Krankheit und eine Geburt ein natürlicher Vorgang. Und da soll es nun nicht mehr möglich sein, im Dillenburger Krankenhaus ein Kind zu gebären. Unsäglich.
Gerade die Geburtshilfe in Dillenburg hat sich in den letzten Jahren sehr gut entwickelt. Mit 500 Geburten im Jahr kann man sich schon sehen lassen.
Das System ist krank.
Die Rahmenbedingungen stimmen nicht.
Angesichts des zunehmenden Ärztemangels können wir so nicht weitermachen.
In Dillenburg stehen wir mit dem Rücken zur Wand.
Keiner will die Geburtsstation freiwillig schließen. Es fehlen einfach die Ärzte. Wir stehen dort in einer nahezu aussichtslosen Situation, Belegärzte gewinnen zu müssen.
Die bisherigen Ärzte haben allesamt gute Gründe aufzuhören.
Die Alternative – Betreiben einer eigenen Geburtsstation – erscheint noch utopischer. Da braucht man nämlich nicht nur 3 Belegärzte sondern einen Stab von Chefarzt, Oberarzt und 6-7 Assistenzärzten.
Ich begrüße den lauten Protest. Vielleicht finden sich ja dadurch doch noch Ärzte und man kann weitermachen. Es würde mich freuen.
Ich bin erleichtert, dass in der morgigen Aufsichtsratssitzung nun doch noch keine Entscheidung über die Schließung getroffen werden soll.
Ich will, dass Frauen, die keine Hausgeburt wollen, ein ortsnahes Angebot haben. Nicht alle Frauen wollen oder brauchen die Maximalversorgung der großen Kliniken mit ihrer wachsenden Anonymität. Für diese Frauen war das Dillenburger Krankenhaus eine gute Lösung.
Langfristig müssen sich Anforderungen an die Geburtshilfe an die verschärften Rahmenbedingungen des Ärztemangels anpassen. Bis dahin hoffe ich inständig, die Geburtshilfe in Dillenburg noch irgendwie am Leben zu halten.
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