Klima, Energie, Umwelt- und Naturschutz

Die ökologische Krise ist da und wir müssen mit ihr umgehen! Weltweit erleben wir einen unfassbaren Verlust an biologischer Vielfalt. So zeigt der „Living Planet Report 2020“ der Umweltstiftung WWF auf, dass zwischen 1970 und 2016 der Schwund von Arten weltweit bereits bei 68 Prozent lag. Hauptursachen hierfür sind die Naturzerstörung sowie die Überbeanspruchung von Natur und Landschaft.

Ausdruck der ökologischen Krise ist zudem die Verschmutzung unserer Natur durch Giftstoffe und Plastikmüll. Jede Woche nehmen wir über unsere Nahrung Mikroplastik auf, welches der Menge einer EC-Karte entspricht.

Die Freisetzung klimaschädlicher Gase durch menschliche Aktivitäten führt zu einer sich immer schneller erwärmenden Erdatmosphäre. Wir alle haben drei Sommer hintereinander erlebt, in denen es ungewöhnlich warm war und viel zu wenig geregnet hat. In der Folge wurden und werden die durch die Trockenheit geschädigten Nadelbäume ein leichtes Opfer von Borkenkäfern. Jede und jeder im Lahn-Dill Kreis kann die Folgen der Klimakrise unmittelbar vor seiner Haustür beobachten.

Wahrscheinlich sind bereits beschleunigende Rückkoppelungen, die sogenannten Kipppunkte, erreicht. In 2020 wurden in Sibirien Temperaturen von über 35°C über mehrere Wochen erreicht, riesige Waldbrände haben in Nord-Russland und im Westen der USA gewütet. Alleine in Grönland schmilzt in jeder Minute die gewaltige Menge von 1.000.000 Tonnen Eis, die Mengen in den Polregionen sind ungleich viel größer.

Wir GRÜNE wollen uns der weltweiten ökologischen Krise hier in unserem Landkreis mit aller Kraft und entschlossen entgegenstellen. Es ist unser Ziel, dass der Lahn-Dill-Kreis klimaneutral wird. Dafür benötigen wir Mehrheiten auf allen politischen Ebenen. Unabhängig davon wollen wir alle dem Kreis möglichen Maßnahmen und Instrumente nutzen, um schnellstmöglich dieses Ziel zu erreichen. Hier und jetzt können wir unmittelbar etwas bewirken.

 

Energie und Klimaschutz

Energie und Klimaschutz

Klimaschutz bedeutet kommunale Energiewende

Klimaschutz und Klimaanpassung sind essentielle Handlungsfelder geworden, die keinen Aufschub mehr vertragen. Das Klima ändert sich: auch im Lahn-Dill- Kreis steigen die Temperaturen, werden die Winter feuchter, und die Wetterextreme wie Hitzewellen oder Starkregenereignisse nehmen zu und wirken sich auf Menschen und Umwelt aus.

Uns ist bewusst, dass die ökologische Krise nur weltweit gelöst werden kann.Jede Kommune, jeder Landkreis kann und muss jedoch seinen Beitrag dazu leisten. Gerade hier auf lokaler Ebene wird Klimaschutz für jede und jeden unmittelbar erfahrbar und realisierbar. Bei unserem Handeln vor Ort denken wir die nachfolgenden Generationen mit, damit wir ihnen eine lebenswerte Region hinterlassen können.

Wichtigstes klimapolitisches Ziel von uns GRÜNEN sind Maßnahmen zur Reduzierung des Treibhauseffekts. Wir GRÜNE fühlen uns dem Pariser Klimaabkommen verpflichtet und damit dem Ziel, die Erderwärmung auf 1,5°C gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. CO2-Neutralität bis 2050 allein reicht zum Erreichen dieses Ziels nicht aus. Verbunden mit dem 1,5°C-Ziel ist deshalb ein gesamtgesellschaftlicher Transformationsprozess, der jedes Land, jede Kommune, jedes Unternehmen sowie jede Bürgerin und jeden Bürger betrifft. Wir sehen diesen Prozess als Chance, unsere Lebensgrundlage zu sichern und gleichzeitig die Lebensqualität zu verbessern sowie durch (Energie-) Einsparungen ökonomisch davon zu profitieren.

Das Zeitalter der fossilen Energieträger klingt aus; die ökologische Moderne mit dem Grundprinzip der Nachhaltigkeit hat begonnen. Wir GRÜNE entwickeln es weiter. Bereits seit 2016 gibt es deshalb für den Lahn-Dill-Kreis eine inzwischen unbefristete Stelle für Klimaschutzmanagement, durch die dieser wichtige Prozess kontinuierlich begleitet wird.

Neben dem Klimaschutz sind auch Maßnahmen zur Klimaanpassung bedeutsam. Viele klimatische Veränderungen finden bereits statt und wirken sich auf unsere Ökosysteme und so auf unseren Alltag aus. Wir müssen ihnen durch entsprechende Anpassungsbemühungen entgegenwirken.

 

Erneuerbare Energien ausbauen, die Energieeffizienz steigern

Der einfachste Weg, das Klima zu schützen, ist, energiesparsam zu haushalten, indem wir Energie effizienter nutzen. Wir GRÜNE wollen noch stärker als bisher durch Aufklärung und Vorzeigeprojekte für Energieeffizienz werben.

Die Energien, die wir benötigen, sollen regional und klimaneutral gewonnen werden. Da der Lahn-Dill Kreis durch viele Betriebe des verarbeitenden Gewerbes geprägt ist, ist eine vollständige Deckung des Energiebedarfs aus regionalen Energiequellen voraussichtlich nicht zu erreichen. Gleichwohl ist das Potential, lokal Energie zu sparen und zu erzeugen bei weitem noch nicht ausgeschöpft.

Gemeinsam mit den verschiedenen Akteuren vor Ort (Energieberater*innen, Handwerker*innen, IHK, Banken, kommunale Versorgungsunternehmen, Steuerberater* innen, Werbeagentur etc.) werden wir GRÜNE deshalb die klimapolitischen Vorteile von Photovoltaik (PV) und Solarthermie weiter bekannt machen und ihren Ausbau auf den Dachflächen der Verwaltungsgebäude und der Schulen des Lahn- Dill-Kreises, der ohne zusätzlichen Flächenverbrauch möglich ist, fördern.

Wir fordern die Einführung einer Solarpflicht für Neubauten im öffentlichen, gewerblichen und privaten Bereich. Den Aufbau von PV-Anlagen auch auf Bestandsgebäuden wollen wir unterstützen. Mittlerweile sind die Preise von Solaranlagen so stark gesunken, dass diese Form der Energieerzeugung auch wirtschaftliche Vorteile für Betreiber und Nutzer bringt (Eigenverbrauch und Einspeisung). Das Solar-Kataster Hessen gibt Aufschluss über die Solarenergie-Potentiale von Dächern und Freiflächen. Es wendet sich an alle, die über die Installation einer Solaranlage nachdenken wollen und Informationen über die in Frage kommende Fläche benötigen: an Haus- und Grundstückseigentümer* innen, Besitzer*innen von Gewerbe-Immobilien, aber auch an Stadt- und Gemeindeverwaltungen, Wohnungsbaugesellschaften und Energieversorger. Wir GRÜNE wollen das Solar-Kataster Hessen stärker bewerben, damit immer mehr Sonnenenergie genutzt wird. Auf der Homepage des Lahn-Dill-Kreises ist seit kurzem ein Energiespar-Check hinterlegt, über den jede*r die Chancen für die eigene Immobilie prüfen kann.

Seit Herbst 2017 dürfen Bürger*innen Minisolaranlagen in jeden Stromkreislauf anschließen und so die Sonne auf ihrem Balkon zur Energiegewinnung nutzen. Damit wird die Energieversorgung in der Kommune demokratischer und regenerativer.

Mit Hilfe der Agro-Photovoltaik können Flächen gleichzeitig für landwirtschaftliche Produktion und für klimaneutrale und regionale Energiegewinnung genutzt werden. Durch die Montage der Solar-Module in fünf Metern Höhe kann unter ihnen Ackerbau bzw. Grünlandbewirtschaftung betrieben werden. Durch die teilweise Verschattung der Flächen durch die Solar-Module während der weiterhin zu erwartenden Hitzesommer werden die Böden vor Austrocknung geschützt und die Erträge gesteigert. Die Agro-Photovoltaik leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Klimaanpassung. Sie ist eine Technik, die wir GRÜNEN ausdrücklich befürworten und die wir aus ihrer Nische herausholen möchten indem wir Landwirt*innen aktiv beraten und unterstützen.

Der Ausbau der Windenergie ist in den letzten Jahren im Allgemeinen, aber speziell auch in Hessen nahezu zum Erliegen gekommen. Ohne einen deutlichen Ausbau der Windenergie werden die Klimaziele aber nicht zu erreichen sein. Deshalb setzen wir uns mit Nachdruck dafür ein, dass für bereits ausgewiesene Vorrangflächen Investor*innen gesucht werden und entsprechende Projekte zügig umgesetzt werden. Eine frühzeitige Einbindung der Bürger*innen und Naturschutzverbände vor Ort in die Planungen und Umsetzungen sowie in Beteiligungen begrüßen wir ausdrücklich, denn sie trägt erheblich zur Akzeptanz der Windenergie bei.

Auch die Bereitstellung von Wärme durch erneuerbare Energien ist möglich und dringend nötig.

Wir GRÜNE setzen uns für eine Erweiterung der Energie- und Verbraucher*innenberatung ein, die derzeit schon zusammen mit der Verbraucherzentrale und dem Klimaschutzmanagement erfolgt. Ziel dabei ist, (Wärme-) Energie effizienter und klimaneutral zu nutzen, Wärmeverluste zu minimieren bzw. weniger (Wärme-) Energie zu verbrauchen. Eine wichtige Maßnahme ist z. B. der Austausch veralteter Erdölheizungen gegen moderne Wärmepumpen oder Geothermie. Da der Lahn-Dill Kreis eine Gegend mit viel Wald als potentiellem Rohstoff ist, bieten sich auch Nahwärmesysteme auf Basis von Holz an.

Den Einsatz weiterer nachhaltiger Technologien wie Fernwärme, Biogasnutzung oder Solarthermie wollen wir über das Beratungsangebot ebenso verstärkt bewerben und uns für ihren vermehrten Einsatz stark machen.

Das Besondere an Solarthermie ist, dass am meisten Wärme benötigt wird, wenn am wenigsten produziert wird – im Winter. Abhilfe schaffen können saisonale (Erd-)Wärmespeicher, die im Sommer produzierte Wärme sammeln und, wenn es kalt ist, sie wieder abgeben. Auch Fernwärmenetze benötigen Wärmespeicher, weil sich der Wärmebedarf und die Erzeugungsleistung voneinander unterscheiden. Damit bereits produzierte Wärme nicht verloren gehen muss, fordern wir die Erstellung eines Wärmeatlas, der die Gebiete und Flächen ausweist, die für das Anlegen von Erdspeichern geeignet sind.

 

Klimaneutralität für alle kreiseigenen Gebäude bis 2026

Die Kreisverwaltung Lahn-Dill hat mit ihren vielfältigen Funktionen als Vorbild, Planungsträgerin, Eigentümerin, Versorgerin und öffentliche Auftraggeberin weitreichende Handlungsmöglichkeiten, um den Klimaschutz voran zu bringen.

Ziel für die Kreisverwaltung selbst sowie für die Schulen im Kreis muss daher sein, dass sie klimaneutral und nachhaltig werden. Der vollständige Umstellungsprozess soll bis 2026 abgeschlossen sein. Bereits jetzt werden alle kreiseigenen Liegenschaften einschließlich aller Schulgebäude mit Ökostrom versorgt. Durch Sanierungsmaßnahmen und den intelligenten Einsatz von nachhaltigen Techniken zur Wärme- und Stromproduktion konnten Energieeinsparungen und -effizienz an vielen Schulen im Kreis deutlich gesteigert werden. Wärme- und Energieversorgung der Kreisverwaltung in Wetzlar erfolgen über ein Blockheizkraftwerk und eine nachhaltige Pellet- Heizung, an die auch der für 2022 geplante Erweiterungsbau angeschlossen werden wird. Das in 2016 fertig gestellte Kreisverwaltungsgebäude D hat eine um 30 Prozent höhere Energieeffizienz als die gesetzlich vorgeschriebene Norm. Der Erweiterungsbau der Kreisverwaltung wird zudem und logischerweise eine PV-Anlage auf sein Dach bekommen.

Jedes neu gebaute kreiseigene Gebäude soll automatisch eine Photovoltaik-Anlage auf ihr Dach bekommen. Schon bei der Planung soll berücksichtigt werden, dass eine effiziente Nutzung von PV mög lich wird. Auch die bereits bestehenden kreiseigenen Liegenschaften sollen bei Sanierung des Dachs automatisch mit einer PV-Anlage und damit mit nachhaltiger Energieversorgung ausgestattet werden. In der kommenden Legislaturperiode sollen für diese Maßnahmen jährlich 300.000 Euro in den Haushalt des Kreises eingestellt werden.

Das Bauen mit Holz als nachwachsendem Rohstoff mit sehr guten Dämmeigenschaften wollen wir fördern. Vorbild für eine bereits erfolgte und gelungene Umsetzung ist die Diesterweg-Grundschule in Herborn, die überwiegend aus Holz gebaut wurde. Für die Theodor-Heuss-Schule in Wetzlar ist die Holzbauweise ebenfalls beschlossen worden.

Auch der gesamte Einkauf der Kreisverwaltung soll auf nachhaltige, umweltfreundliche bzw. ökologisch erzeugte Produkte umgestellt werden.

Wir GRÜNE unterstützen diesen Umstellungsprozess der Kreisverwaltung und der kreiseigenen Gebäude und Betriebe ausdrücklich.

Das in der Kreisverwaltung angesiedelte Energie- und Klimaschutzmanagement ist eine essentielle Schaltstelle für die Verbreitung und Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen und Energieeffizienz- Projekten. Die Impulsberatungen für Unternehmen, Kommunen und Bürger*innen durch das Klimaschutzmanagement zeigen konkrete Wirkungen. Die Nachfrage nach Klimaschutzberatungen steigt kontinuierlich (https://www. lahn-dill-kreis.de/wissenswertes/energie- klimaschutz/). Die Klimawoche im Lahn-Dill-Kreis in 2019 war ein großer Erfolg.

Die Arbeit des Klimaschutzmanagements muss deshalb konsequent fortgeführt werden. Um die vorhandene Expertise umfassender nutzen zu können, ist es notwendig, das Energie- und Klimaschutzmanagement in Entwicklungs- und Entscheidungsprozesse deutlich früher mit einzubeziehen. Wir wollen ein modernes und zentrales Energie- und Klimaschutzmanagement in unserer Region weiter verbessern und fordern deshalb über das bereits bestehende Management hinaus eine personelle Erweiterung um mindestens eine weitere Planstelle. Wir stellen als GRÜNE sicher, dass die Umsetzung der beiden Klimaschutzkonzepte des Lahn-Dill-Kreises und der Stadt Wetzlar sowie weitere Aktivitäten im Bereich Klimaschutz und Klimaanpassung eng miteinander vernetzt werden, um Synergien zu erreichen. Die Präsenz auf der gemeinsamen Webseite der Klimainitiativen des Lahn-Dill-Kreises und der Stadt Wetzlar, https://www.energie-klima- ldk.de, muss mit dem Fokus auf ihre Informations- und Beratungsfunktion gestärkt werden.

 

 

Umwelt- und Naturschutz im Einklang mit der Landwirtschaft

Umwelt- und Naturschutz im Einklang mit der Landwirtschaft

Der Schutz der biologischen Vielfalt und der verschiedenen Lebensräume ist neben der Klimakrise die größte ökologische Herausforderung unserer Zeit. Eine intakte Umwelt ist unsere Lebensgrundlage und Voraussetzung für ein gesundes Leben. Biodiversität ist die Basis für saubere Luft und klares Wasser, für die Produktion von Lebensmitteln wie auch Medikamenten, für die Anpassungsfähigkeit an veränderte Umweltbedingungen und die menschliche Erholung in der Natur. Viele Schätze der Natur sind noch unentdeckt und drohen vor ihrer Entdeckung bereits wieder vernichtet zu werden. Wir Menschen brauchen die biologische Vielfalt, wir tragen die Verantwortung und haben die Verpflichtung zu ihrem Schutz – für uns, aber auch um ihrer selbst willen.

Für viele Leistungen innerhalb von Ökosystemen sind Insekten unverzichtbar. Durch die Bestäubung fast aller Wild- und Kulturpflanzen tragen sie maßgeblich zu deren Vermehrung bei. Sämereien, Obst und Nüsse sind nicht nur Nahrung für die vielen pflanzenfressenden Tierarten. Sie sind auch ein wesentlicher Bestandteil der gesunden Ernährung von uns Menschen. Insektenvielfalt ist deshalb ein Teil unserer Lebensgrundlage und ihr Schutz unverzichtbar: Viele Landwirt*innen in der Region sowie der Lahn-Dill-Kreis und der Kreis Gießen stellen zusammen etwa 580 Hektar insektenfreundliche Flächen zur Verfügung und tragen dadurch zu Natur- und Wasserschutz sowie zu einer gesunden Landwirtschaft bei. Die Stadt Wetzlar trägt mit dem Projekt „Wetzlars Wilde Wiesen“ dazu bei, mehr Flächen für Bienen und andere Fluginsekten zur Verfügung zu stellen. Wir wollen ein solches Programm für die kreiseigenen Liegenschaften umsetzen und in den anderen Kommunen des Kreises dafür werben. Für uns GRÜNE ist Artenschutz ein wichtiges Ziel, für das wir uns weiterhin besonders stark machen.

Unseren Kindern wollen wir GRÜNE Erholungsräume, eine artenreiche Natur, gesunde Wälder, intakte Böden, sauberes Wasser und reine Luft hinterlassen.

 

Landschaften pflegen und Arten schützen

Die Sorge um die globale Gesunderhaltung der Erde treibt uns GRÜNE um. Wir wollen deshalb vor Ort mit den Menschen, die Natur (nachhaltig) nutzen oder schützen, die Vielfalt in der Natur bewahren und eine ökologische und bäuerliche Landwirtschaft stärken.

Damit dies gelingt, hat der Lahn-Dill- Kreis – federführend Heinz Schreiber als Erster Kreisbeigeordneter und Umweltund Landwirtschaftsdezernent – die Gründung der Landschaftspflegevereinigung (LPV) angestoßen und umgesetzt. Die LPV ist ein wichtiger Akteur im Kreis, um nachhaltigen Naturschutz zu praktizieren. Sie bringt Kommunen, Landwirt*innen und Naturschützer*innen an einen Tisch und ist zusammen mit anderen Naturschutzgruppen im gesamten Lahn-Dill-Gebiet unterwegs. Die Naturschutzverbände beteiligen sich an der LPV, da sie wissen, dass die vielfältigen Aufgaben nur mit einer breiten Allianz zu bewältigen sind.

Erste Erfolge der LPV zeigen sich z. B. bei den gefährdeten und vom Lahn-Dill-Kreis zu schützenden Braunkehlchen, deren Anzahl in 2019 wieder auf ca. 160 Brutpaare angestiegen ist. Fördermittel des Bundes und des Landes wurden u. a. für den Kreuz-Enzian eingeworben und Maßnahmen zu seiner Vermehrung im Kreisgebiet umgesetzt.

Inzwischen schließen sich immer mehr Kommunen, Verbände und Einzelpersonen der LPV an. Das hessische Ministerium für Umwelt und Landwirtschaft sieht aufgrund der positiven Entwicklungen insbesondere im Lahn-Dill-Kreis vor, dass in allen hessischen Landkreisen flächendeckend Landschaftspflegevereinigungen gegründet werden sollen.

Unter anderem finanziert durch die Untere Naturschutzbehörde des Lahn-Dill- Kreises konnte im Lahn-Dill-Bergland mit Hilfe eines Wildkatzen-Monitorings in 2018 nachgewiesen werden, dass diese in den Wäldern lebende Tierart sich wieder in der Region angesiedelt hat. Wir wollen dafür sorgen, dass sich die Wildkatze hier weiter ausbreitet und Gefahren für sie minimieren, indem sichere Verbindungen zwischen den verschiedenen Gebieten, in denen sie leben, geschaffen werden.

2019 konnten im Lahn-Dill-Kreis vier zusätzliche Naturdenkmäler ausgewiesen werden. Ihren Wert als seltenes oder historisch interessantes Element in unserer Kulturlandschaft wollen wir bekannt machen und sie schützen. Es müssen in Zukunft noch mehr Naturdenkmäler ausgewiesen werden und deren Pflege gesichert sein.

 

Ökologische Landwirtschaft stärken

Ökologische Landwirtschaft bedeutet Wirtschaften im Einklang mit Menschen, Tieren und natürlichen Ressourcen: Hochwertige Lebensmittel werden umweltverträglich erzeugt; die natürlichen Produktionsgrundlagen wie Böden, Artenvielfalt, Gewässer oder Klima bleiben langfristig erhalten.

Wir sind der Landkreis mit dem höchsten Flächenanteil an Ökolandbau in Hessen.

In einigen Gemeinden liegt der Anteil ökologisch bewirtschafteter Flächen bereits bei rund 50 Prozent.

Wir wollen uns dafür einsetzen, dass es sich lohnt Landwirt*in im Haupterwerb zu bleiben. Noch wichtiger ist uns, Landwirt* innen dazu zu ermutigen, auf Öko umzustellen. Denn ausgeräumte Agrarflächen haben die Landschaft bereits zerstört und tragen zusätzlich durch die Art ihrer Nutzung maßgeblich zur Reduzierung der Artenvielfalt bei. Aber auch den klassisch wirtschaftenden landwirtschaftlichen Betrieben soll ermöglicht werden, ressourcenschonender und umweltfreundlicher anzubauen und zu ernten.

Die 2018 gegründete Ökomodellregion Lahn-Dill-Gießen dient wesentlich zur Unterstützung der Landwirt*innen bei der Umstellung auf Biolandbau. Wir GRÜNE setzten uns dafür ein, dass das Programm Ökomodellregion auf Dauer erhalten bleibt.

Wir wollen dabei helfen, Ökoschlachter* innen zu etablieren und die Anwendung von teil- und vollmobiler Schlachtung auszubauen. Direktvermarktung spart Wege und hält die Ware frisch und wird deshalb ebenfalls von uns unterstützt. Regionale und Bio-Produkte sollen in den Mensen von Schulen und Kitas zu möglichst geringen Gebühren angeboten werden.

 

Gewässerschutz

Lahn und Dill – namengebend für unseren Landkreis – sind die prägenden Gewässer in der Region. Ihre Lebensräume mit einzigartigen Auen sind besonders schützenswert. Sie werden von zahlreichen kleinen Bächen gespeist, die wesentliche Funktionen in der intakten Natur übernehmen. Im Umfeld der natürlich gebliebenen oder renaturierten kleineren und größeren Gewässer ist die Artenvielfalt besonders hoch. Hier entstehen durch die Bäche wichtige Verbindungen zwischen verschiedenen Lebensräumen. Ihre Auenlandschaften bilden einen natürlichen Hochwasserschutz. Strukturreiche und durchgängige Gewässer puffern lokale Auswirkungen der Klimakrise ab, z. B. durch kühlere Wasserregionen, in die sich Fische zurückziehen können. Wir GRÜNE wollen zum Schutz dieser Gewässer beitragen und uns für ihre Renaturierung einsetzen.

 

Erosions- und Bodenschutz

Erosions- und Bodenschutz sind zentraler Umweltschutz. Versiegelungen wirken sich negativ auf das Klima aus. Der beste Schutz vor Wasser- und Winderosion ist ein das ganze Jahr über mit Pflanzen oder Pflanzenrückständen bedeckter Boden. Jede Maßnahme in der Fläche betrifft immer auch den Boden. Der Erhalt des Umweltmediums Boden ist deshalb für Klimaanpassung und Siedlungsentwicklung von zentraler Bedeutung. Das durch das Hessische Umweltministerium finanzierte und für Wetzlar modellhaft entwickelte Bodenschutzkonzept gibt Auskunft u. a. darüber, wo sich besonders wertvolle und deshalb schützenswerte Böden befinden oder wo mit Wasserspeicherpotential des Bodens gerechnet werden darf. Durch das Konzept, das im Mai 2021 der Öffentlichkeit vorgestellt werden soll, werden hessenweit die Kommunen dabei unterstützt werden, adäquat und nachhaltig mit ihren Böden umzugehen. Aufgaben zum Bodenschutz sollen zukünftig ämterübergreifend und interkommunal in Angriff genommen werden. Wir GRÜNE unterstützen die Umsetzung des Bodenschutzkonzepts für alle Kommunen des Lahn-Dill-Kreises und setzen uns insbesondere dafür ein, dass der Flächenverbrauch reduziert wird. Wir fordern zudem eine bodenschonende Erschließung von Neubaugebieten und setzen uns für eine Entsiegelung nicht mehr gebrauchter Flächen ein.

 

Abfallvermeidung

Ressourcen und Umwelt schonen heißt Abfall vermeiden. Deshalb ist die Vermeidung von Abfall das wichtigste Ziel, wenn es um den Umgang mit bzw. den Verbrauch von Stoffen geht. Wir GRÜNE treiben Konzepte zur Vermeidung von Abfall voran und setzen uns dafür ein, dass Mehrwegsysteme in immer größerer Zahl etabliert werden. Auch die Möglichkeiten zum Recycling sollen weiter ausgebaut werden. Ist die Wiederverwendung nicht möglich, ist die Wiederverwertung die gebotene Alternative. Rücknahmestellen braucht es gut erreichbar im ganzen Kreis.

Tatsächlicher Abfall ist also die letzte Option. Wir GRÜNE setzen uns dafür ein, dass diese letzte Option immer weiter reduziert wird und Produkte so lange wie möglich im Nutzungskreislauf bleiben. Damit wirkliche Abfälle immer weniger werden, setzen wir weiterhin auf Information und Beratung: wir wollen für eine umfassende Aufklärung über die Wiederverwendbarkeit von Stoffen in Produkten sorgen und uns dafür einsetzen, dass immer mehr Produkte vollständig nachhaltig hergestellt werden und im Kreislauf bleiben können (cradle to cradle). Das ist umweltgerecht!

 

Tierschutz

Der Schutz der Tiere ist für uns ein wichtiges politisches und gesellschaftliches Anliegen. Die Aufnahme des Tierschutzes als Staatszielbestimmung ins Grundgesetz verpflichtet auch Kreis und Kommunen, sich für den Schutz der Tiere einzusetzen. Wir engagieren uns daher für ein stärkeres Tierwohlbewusstsein sowie für die Unterstützung von Tierheimen und Tierschutzverbänden. Wir wollen erreichen, dass die artgerechte Haltung von Tieren Normalität wird.

Für den Tierschutz – und auch für die Lebensmittelüberwachung – im Lahn- Dill-Kreis sind die Amtstierärzt*innen des Kreisveterinäramts verantwortlich. Die Möglichkeiten, auf kommunaler und Kreisebene dafür zu sorgen, dass Tiere vor Verwahrlosung, Misshandlung oder Missbrauch geschützt werden, sind also gegeben. Für den bestehenden Bedarf an Maßnahmen zur Vorsorge und zum Tierschutz sind die personellen und finanziellen Mittel allerdings zu gering. GRÜNE Tierschutzpolitik hat deshalb zum Ziel, umfassende Möglichkeiten zu entwickeln und zügig umzusetzen, die die ehrenamtlich im Tierschutz Engagierten vor Ort untereinander koordinieren und unterstützen und gleichzeitig die Zusammenarbeit mit dem Veterinäramt gewährleisten.